Angst und Furcht in der antiken Welt

Angst und Furcht in der antiken Welt

Veranstalter
Dr. Frank Görne (Professur für Alte Geschichte, Justus-Liebig-Universität Gießen) / Dr. Isabelle Künzer (Professur für Alte Geschichte, Justus-Liebig-Universität Gießen)
PLZ
35394
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
14.06.2024 - 16.06.2024
Deadline
02.07.2023
Von
Isabelle Künzer, Professur für Alte Geschichte, Historisches Institut, Justus-Liebig-Universität Gießen

Angst und Furcht sind in in der antiken Welt in vielfältigen Zeugnissen belegt. Im Rahmen der Konferenz sollen diese emotionalen Phänomene systematisch untersucht und dabei aus interdisziplinär altertumswissenschaftlicher Perspektive gezielt kulturspezifische Wahrnehmungsmuster und Diskursivierungspraktiken beleuchtet werden.

Angst und Furcht in der antiken Welt

Als metus Gallicus oder metus Punicus hat die Furcht vor bestimmten Feinden in der antiken Historiographie geradezu stereotypen Charakter angenommen. Doch handelt es sich dabei eben gerade nicht ausschließlich um literarische Motive. Vielmehr spiegeln diese Schlagworte wider, dass die Phänomene Angst und Furcht einen realen und in vielfältigen antiken Zeugnissen greifbaren Sitz im Leben antiker Menschen besaßen. 1 Angst und Furcht bestimmten verschiedenste Gebiete ihrer Interaktion, definierten dabei Hierarchien und stifteten gegebenenfalls Sinn für Handlungen oder Muster der Weltdeutung. Eine solche emotionale Disposition konnte außerdem auf unterschiedliche Weise bewusst als Mittel genutzt werden, beispielsweise im militärischen Bereich. Angst und Furcht stellen sich in diesem Zusammenhang nicht zuletzt aufgrund der spezifischen antiken Überlieferungslage häufig in einem gewissen Spannungsverhältnis zwischen literarisch oder ikonographisch diskursivierter Repräsentation auf der einen und deren notwendiger Verankerung in der Realität auf der anderen Seite dar. Nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache sind besondere methodische Herausforderungen mit der Untersuchung von Angst und Furcht in der antiken Welt verbunden.

Seit geraumer Zeit sind Emotionen Gegenstand historischer und literaturwissenschaftlicher Forschung. Auch in den Altertumswissenschaften hat dieser „emotional turn“ längst reichhaltigen Niederschlag gefunden. Dabei wurden bislang sowohl einzelne Emotionen als auch methodische Fragestellungen in den Blick genommen, um zu klären, auf welche Weise die emotionale Landkarte und emotionalisierende Stellungnahmen in der antiken Welt heuristisch zielführend zu untersuchen sind. 2 Eine systematische Betrachtung zum Phänomen der Angst in der antiken Welt stellt dabei jedoch überraschenderweise nach wie vor ein Desiderat dar. 3

Genau diesem Problemkreis möchte sich die internationale Konferenz widmen, die vom 14. – 16. Juni 2024 in Gießen stattfinden wird. Aus einer interdisziplinär altertumswissenschaftlichen Perspektive sollen gezielt kulturspezifische Wahrnehmungsmuster und Diskursivierungspraktiken der Angst und Furcht in der antiken Welt beleuchtet werden und dabei unter anderem folgende Fragen im Mittelpunkt stehen:

- Wie wird die Angst diskursiviert oder narrativiert? Gibt es eine Poetik der Angst?
- Auf welche Weise werden Angst und Furcht bildlich verarbeitet? Sprechen bestimmte ikonographische Merkmale für ein Angstempfinden mythologischer oder historischer Akteure?
- Auf welchen methodischen Wegen lässt sich das Phänomen der Angst in der antiken Welt untersuchen? Welche Schwierigkeiten und besonderen Herausforderungen sind damit verbunden?
- Aus welchen Perspektiven werden Angst und Furcht dargestellt?
- In welchen Situationen des antiken Lebens und Denkens wird Furcht in den Blick genommen? Was drückt die Angst in derartigen Kontexten aus? Was macht die Furcht dabei mit den Menschen? Welche kurzfristigen oder längerfristigen Auswirkungen zeitigt die Angst?
- Welche Möglichkeiten oder Verfahren gibt es, um Angst oder Furcht zu reduzieren oder zu bewältigen? Erscheint dies gegebenenfalls sogar aus bestimmten Gründen unmöglich?
- Welche Rolle spielt das Geschlecht für antike Angst- und Furchtdiskurse?

Vorschläge für Beiträge in deutscher oder englischer Sprache können in Form eines Abstracts (pdf-File, max. 3.000 Zeichen sowie fünf Schlagworte) bis zum 02.07.2023 via E-Mail bei den beiden Organisatoren eingereicht werden: frank.goerne@geschichte.uni-giessen.de oder isabelle.kuenzer@geschichte.uni-giessen.de. Für die einzelnen Vorträge ist ein Zeitfenster von jeweils 30 Minuten vorgesehen (20 Minuten Vortrag + 10 Minuten Diskussion), so dass ein intensiver Austausch sowohl über spezifische Einzelfragen als auch über Problemstellungen gewährleistet ist, welche die gesamte Thematik des entsprechenden Panels betreffen. Zugleich soll auf diese Weise das Konferenzthema gleichermaßen vielfältig und möglichst systematisch diskutiert werden. Eine Veröffentlichung der Tagungsbeiträge in einem Sammelband ist vorgesehen. Die Übernahme von Reisekosten wird angestrebt.

Anmerkungen:
1 Zur nicht grundsätzlich unproblematischen Differenzierung zwischen Angst und Furcht vgl. K. Piepenbrink: Furcht und Politik in der griechisch-römischen Antike, in: Saeculum 67, 2017, 167–189, hier 171f.; H. Häfner: Angst, Furcht, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 1, Darmstadt 1971, 310–314, hier 310; R. Schlesier: Angst, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Bd. 1, Stuttgart u. a. 1988, 455–471, hier 455f.
2 Vgl. die wegweisenden, unter der Ägide von A. Chaniotis entstandenen Bände „Unveiling Emotions I–III“, Stuttgart 2012–2021; außerdem maßgeblich: D. Cairns (Hg.): A Cultural History of the Emotions in Antiquity, London 2019; D. Cairns/D. Nelis (Hgg.): Emotions in the Classical World: Methods, Approaches, and Direc-tions Stuttgart 2017; D. Cairns/L. Fulkerson (Hgg.): Emotions between Greece and Rome, London 2015.
3 Grundlegend ist gewiss D. Konstan: The Emotions of the Ancient Greeks. Studies in Aristotle and Classical Literature, Toronto 2006; Ders.: Fear and Anxiety: The View from the Ancient World, in: M. Liatsi (Hg.): Ethics in Ancient Greek Literature. Aspects of Ethical Reasoning from Homer to Aristotle and Beyond. Studies in Honour of Ioannis N. Perysinakis, Berlin/Boston 2020 (Trends in Classics – Supplementary Volume 102), 179–189.

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Englisch, Deutsch
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